Grundschüler funken über geostationären Satelliten bis Brasilien!

Unser Amateurfunk-Team: Sophie, Chris, Fred, Goetz, Korbi und Jutta
Unser Amateurfunk-Team: Sophie, Chris, Fred, Goetz, Korbi und Jutta

 

Seit dem Jahr 2016 existiert an unserer Grundschule ein Amateurfunk-Kurs, der sich bei Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse großer Beliebtheit erfreut und von unserem früheren Schulleiter Richard Hänle, DG2SBL, betreut wird.

Neben der Vorbereitung auf den Amateurfunkverkehr – das internationale Buchstabieralphabet und diverse Abkürzungen müssen u.a. gelernt und eingeübt werden – steht der Bau eines Morsepiepsers zu Beginn eines jeden Kurses an, bei dem auch die teilnehmenden Mädchen den Lötkolben anheizen dürfen. Wer anschließend mit seinem selbst gebauten Gerät seinen Namen auswendig morsen (nicht tanzen!) kann, erhält vom Kursleiter ein farbiges Diplom. Des Weiteren stehen auch die englische Sprache und das Fach Erdkunde auf dem Stundenplan, schließlich muss man sich, wenn auch vereinfacht, mit dem ausländischen Funkpartner austauschen können und herausfinden, wo auf dem Globus er sich befindet. Heuer kamen neben innerdeutschen auch schon Kontakte nach Frankreich, England, Finnland, Österreich, in die Schweiz und mehrfach nach Brasilien zustande.

 

DARC e.V. und AMSAT-dl e.V. spendieren Satellitenausrüstung

Dieses Jahr kann die Schule nun mit einem Novum aufwarten, das seinesgleichen sucht: Seit letztem Jahr ist man nämlich im Besitz einer für den Betrieb über den geostationären Satelliten „Es´hail-2“ nutzbaren Sende- und Empfangsausrüstung. Teile der Anlage wurden zusammen mit der SAT-Schüssel Anfang dieses Jahres auf dem Dach des Musikpavillons am Mast der bestehenden Kurzwellenantenne fest installiert und ausgerichtet. Finanziert wurde die Ausstattung vom DARC e.V. und der AMSAT-dl e.V.

Der Fichtenberger Grundschule kommt dabei ein Alleinstellungsmerkmal zu, da sie die einzige Grundschule unter den anderen Bildungseinrichtungen (mehrheitlich Gymnasien und Berufliche Schulen) ist, die in den Genuss dieser Ausrüstung kam. Sie stellt wohl auch die jüngsten Teilnehmer unter den anderen Einrichtungen.

Ein für den Amateurfunkbetrieb zuständiger Transponder mit der Bezeichnung QO-100 befindet sich quasi als mitreisender Passagier auf dem 2018 ins Weltall beförderten Rundfunk- und Telekommunikations-Satelliten Es´hail-2, der von Katar finanziert wurde. Er steht in ca. 38 000 km Entfernung von uns über Zentralafrika und besitzt eine Ausleuchtungszone, die sich vom Osten Brasiliens über den gesamten europäischen und afrikanischen Kontinent - einschl. der Antarktis - bis weit nach Asien erstreckt und damit stabilen Funkbetrieb rund um die Uhr mit einem Großteil der Erde ermöglicht. Eine Funkverbindung zwischen zwei Amateurfunkstationen überbrückt dabei eine Strecke von weit über 70 000 km, und dies bei Sendeleistungen von oft weniger als 5 Watt.

  

Feuerprobe: „Europatag der Schulstationen“ am 5. Mai
Obwohl erst seit gut einem Monat über den Satelliten QRV (d.h. aktiv),  mussten die Fichtenberger Funk-Kids ihre Kenntnisse bei einem Wettbewerb unter Beweis stellen, ging es doch darum, am Europatag möglichst viele Verbindungen mit anderen Schul- und europäischen Stationen zu machen und den Schwäbisch Haller DARC-Ortsverein PAPA 20 zu vertreten. Das taten die zwei Mädchen und vier Jungs mit viel Enthusiasmus und wurden dafür von den meist weitaus älteren Funkpartnern nicht selten gelobt. Für große Erheiterung bei den anderen sorgte dabei ein Schüler, als er nach seinem Gespräch mit einer XYL (verheirateten Funkamateurin) auf Einflüsterung des Kursleiters hin sich mit vielen 73 (Grüßen) und 88 verabschiedete und er die Bedeutung des letzteren Grußes erst realisierte, als seine Mitschüler/innen in einen Lachkrampf verfielen. Tja, wohl nicht aufgepasst, als die Abkürzungsliste durchgearbeitet wurde: 88 bedeuten im Amateurfunk „Liebe und Küsse“. Seine Funkpartnerin nahm´s gelassen und schickte ihrerseits 73 und 88 über den Äther.
Schön war, dass sich mehrere Funkpartner die Zeit und Geduld nahmen, sich mit der gesamten Stationsmannschaft auszutauschen, was für jeden eine persönliche QSL-Karte (Bestätigung) in Aussicht stellt. Bereits wenige Tage nach der Europatag-Aktion trudelte dann auch schon vom Koordinator für Schulkontakte über QO-100, Dr. „Charly“ Eichhorn (DK3ZL), die erste QSL-Karte mit Rufzeichen und Ansicht der deutschen Antarktis-Station „Neumayer III“ für seine Fichtenberger Funkpartnerin Jutta ein.

  

 

INFO:

Der Deutsche Amateur-Radio-Club e.V. (DARC e.V.). und der deutsche Zweig der Radio Amateur Satellite Corporation (AMSAT Deutschland e.V.) haben vor fast drei Jahren gemeinsam ein Projekt ins Leben gerufen, um insgesamt 12 Bildungseinrichtungen in Deutschland für den Funkbetrieb über den ersten geostationären Amateurfunk-Satelliten QO-100 auszustatten. Es wurde dazu ein Kooperationsvertrag geschlossen, in dem beide Vereine diese zeitlich begrenzte Aktion paritätisch, also jeweils zur Hälfte, finanzieren.

Auch zwischen der Fichtenberger Grund- und Werkrealschule und dem DARC e.V. besteht dieses Jahr zum wiederholten Mal ein Kooperationsvertrag, welcher der Schule zusätzliche finanzielle Mittel über das Jugendbegleiter-Programm verschafft.

 

Link zum DARC-Ortsverein Schwäbisch Hall: www.papa20.de