Ausbildungsstation DN1FBG der GWRS Fichtenberg „On The Air“

 

Fichtenberg. „CQ, CQ, CQ, allgemeiner Anruf von Delta November Eins Foxtrott Bravo Golf, DN1FBG ruft CQ und geht auf allgemeinen Empfang.“
So oder so ähnlich tönte es in den vergangenen Wochen und Monaten jeden Donnerstagnachmittag während der Kurszeiten der Grundschüler durch das Fichtenberger Schulhaus.  Was aber hat es mit diesem Kauderwelsch aus Zahlen und Abkürzungen auf sich?

 

Mit Beginn des 3. Quartals 2016/2017 haben sich 6 Fichtenberger Schüler (2 Mädchen und 4 Jungen) der 4. Klasse im Rahmen des Kursunterrichts  jeden Donnerstagnachmittags im Technikraum der Schule getroffen, um sich nach dem Bau eines Morse-Übungsgerätes zusammen mit ihrem Betreuer *), der selbst lizenzierter Funkamateur ist,  auf das weltweit praktizierte Abenteuer „Amateurfunk“ einzulassen.

 

Nachdem alle der in „Reisnagel-Technik“  verlöteten Morsepiepser zur Freude des Betreuers – und später auch zum Entzücken der „glücklichen“ Eltern – innerhalb kurzer Zeit Töne von sich gaben, konnte an das Erlernen des Morsealphabets gegangen werden. Auch die Betriebstechnik, das Einüben eines QSOs (Sprechverbindung), das Führen eines Log-Buches und die im Amateurfunk verwandten Abkürzungen und Q-Gruppen waren Thema der nachfolgenden Unterrichtsstunden. Bereits nach ein paar Stunden wussten alle Schüler, dass ein OM (old man) nicht unbedingt ein alter Mann sein muss, sondern die Bezeichnung für den männlichen Funkamateur gemeinhin darstellt. Bei den weiblichen Funkamateurinnen wird da schon genauer unterschieden: eine YL (young lady) ist eine junge Dame, wohingegen eine XYL logischerweise eine verheiratete Funkerin ist. „73“ bedeutet bei der Verabschiedung „Viele Grüße“ und  88 „Liebe und Küsse“, was man schon mal bei einer YL auf der Gegenseite am Schluss sagen kann. Dazu kam es aber im Lauf des Kurses leider dann doch nicht, da nur Verbindungen mit „alten Männern“ (OMs) zustande kamen.

 

Als provisorisches Amateurfunk-Shack musste vorläufig noch das alte Grundschul-Lehrmittelzimmer herhalten. Eine vom Betreuer ausgemusterte  Fritzel GPA50 KW-Vertikalantenne für diverse Amateurfunkbänder wurde mit Hilfe des Hausmeisters Werner Seeger auf dem Dach des Musiksaals installiert und prägt nun mit das Bild der Schule.  

 

Im Laufe der letzten Wochen kamen so mit Hilfe des vom Lehrer bereitgestellten Equipments Auslandsverbindungen u. a. mit Holland, Italien, Wales, England, Griechenland und sogar mit der Kanalinsel Jersey zustande.

 

Erschwerend war allerdings die Tatsache, dass während der nachmittäglichen Unterrichtsstunden üblicherweise noch nicht so viele europäische Stationen auf den Bändern aktiv sind und die CQ-Rufe der Schüler gelegentlich ungehört im Äther verhallten. Auch am „International Kids Day“ konnte man mit der Schulstation leider nicht teilnehmen, da derselbe in den baden-württembergischen Pfingstferien lag.

 

Aus diesem Grund wichen der Betreuer und die Kids in einer der letzten Sitzungen auf das leichter zu beherrschende 2m-Band aus, wo man in FM-Qualität mit einer einfachen Handfunke „Made in China“ über das Amateurfunk-Relais Grab arbeiten konnte. Mit Erstaunen stellten die Schüler dabei fest, dass man als Funkamateur sogar aus dem Auto heraus als sogenannte „Mobilstation“ noch Sprechfunkverbindungen tätigen darf, wohingegen das Bedienen eines Handys  bekanntlich untersagt ist.

 

 

In den letzten Unterrichtsstunden vor den Sommerferien wurde nun an den PCs  noch individuelle QSL-Karten (Bestätigungskarten) der Ausbildungsstation entworfen und ausgefüllt. Diese gehen nun bald per Post an die entsprechenden Funkpartner auf die Reise, in der Erwartung, dass auch von deren Seite bald eine eigene Bestätigung bei den Schülern eintrifft.

 

*)  Betreuer und Manager der Station ist der frühere Schulleiter der Fichtenberger Schule, Richard Hänle, der als Lizenzinhaber eines eigenen Rufzeichens das Ausbildungsrufzeichen DN1FBG beantragt hat und die Station damit betreuen darf.

 

 

Die Fichtenberger Viertklässler nach dem Bau ihres Morsepiepsers (v.l.n.r.   Toni Schock, Robin Peter, Josephine Hinderer, Nick Reber, Justina Gunther, Kevin Wolainski)
Die Fichtenberger Viertklässler nach dem Bau ihres Morsepiepsers (v.l.n.r. Toni Schock, Robin Peter, Josephine Hinderer, Nick Reber, Justina Gunther, Kevin Wolainski)
Irre: Die neue Station Heathkit HW-101 (45 Jahre alt!)
Irre: Die neue Station Heathkit HW-101 (45 Jahre alt!)